Sonnabend7. Mai 2016
Orgelwanderung um den Kulkwitzer See
Knapp 50 Interessierte hatten sich an diesem sonnigen Morgen des 7. Mai an der Endstelle der Straßenbahn in Lausen zur Orgelwanderung Lausen-Miltitz-Markranstädt-Quesitz eingefunden. Darunter auch zwei Geburtstagskinder.
Kantor Frank Lehmann hatte eingeladen, etwas über die Kirchen der Gemeinde und noch allerlei Geschichten am Rande zu erfahren.
Los ging es dann gleich in Leipzigs kleinster Kirche, der spätromanischen Westturmkirche in Lausen, nur wenige hundert Meter vom Treffpunkt entfernt. Ein Erbauungsjahr ist nicht überliefert. Genauer datieren kann man lediglich den Anbau des Turmes im Jahr 1514. Weitere Umbauten und Umgestaltungen der Innenausstattung erfolgten im 18. und 19. Jahrhundert. Eine letzte Außensanierung wurde in den Jahren 1994/95 durchgeführt und die Innensanierung konnte im Jahr 2000 abgeschlossen werden. Seit dem leuchtet die Kirche auf dem kleinen Lausener Friedhof bei Sonnenschein wieder über den ganzen ehemaligen Dorfkern. Zu hören gab es natürlich auch etwas von der nur fünf Register umfassenden Orgel, an der Kantor Lehmann selbst in die Tasten griff, die nicht nur in Leipzigs kleinster Kirche steht sondern hier wohl auch die kleinste Kirchenorgel ihrer Art sein dürfte.
Weiter ging es dann zum Kulkwitzer See, der keine ehemalige Kiesgrube ist, wie so mancher behauptet. Frank Lehmann hatte hier Heimatforscher Dieter Rackwitz – Geburtstagskind Nr. 1 – als Experten an seiner Seite, der noch einmal darüber aufklärte und einige Einblicke in den damals in dieser Gegend stattgefundenen Braunkohleabbau gab. Interessant war dabei, dass der Abbau zunächst unterirdisch erfolgte. Als das nicht mehr rentabel war und viel Rohkohle der Abbautechnik geschuldet im Flöz verblieb, entschloss man sich zum Aufschluss eines Tagebaus.
Am „Roten Haus“ und den „Delphinen“ vorbei zog die Karawane in Richtung Miltitz weiter, wo sie in der Kirche schon erwartet wurde.
Hier und in Markranstädt gaben die beiden koreanischen Studentinnen Lee Eun Woo und Kim Hye Young von der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig Kostproben ihres Könnens. Zuvor vermittelte aber Frank Lehmann noch ein paar Informationen zu dem mit viel Mühen sanierten hellen Kirchenraum und der Orgel, bevor diese dann mit Stücken von Reger, Bach und Mendelssohn erklang.
Weiter entlang des Weges am Kulkwitzer See gab Dieter Rackwitz noch einmal Informationen u. a. zum Miltitzer Feld, dem zweiten Teil dieses alten Tagebaus. In den 60er Jahren war dann endgültig Schluss mit der Kohle und das Grund- und Oberflächenwasser ließ aus dem zum Teil mit Abraum wieder aufgefüllten Restloch das heute so beliebte Bade-, Tauch- und Bootsparadies entstehen.
In Markranstädt angekommen und begrüßt von Pfarrer Michael Zemmrich, wartete auf die hungrigen Wanderer ein üppiger Mittagsimbiss und im Anschluss der musikalische Nachtisch in der St. Laurentiuskirche. An der Kreutzbach-Orgel saßen wieder die Studentinnen Eun Woo und Hey Young und ernteten nach ihrem mehrstückigen Bach-Programm mit u. a. Passacaglia c-Moll BWV 582 und Präludium und Fuge C-Dur BWV 547 verdienten Applaus.
Nun hieß es, sich noch einmal aufzumachen zum letzten Punkt dieser Orgelwanderung, der Kirche in Quesitz. Vorbei an der Alpaka-Koppel ging es unter der vom leuchtend blauen Himmel strahlenden Sonne auf die Zielgerade. Markranstädts Stadtchronistin Hanna Kämmer gab in ihrem Blick in die Geschichte eine Ahnung von der schwierigen Zeit zum Ende der Völkerschlacht, die viele Jahre das Schicksal des Dorfes Quesitz und der Umgebung prägten.
Kantor Frank Lehmann informierte noch über die nahezu original erhaltene Orgel. Dies verdankt sie aber dem traurigen Umstand, dass sie seit etwa 100 Jahren praktisch nicht mehr spielbar ist.
So gab es denn auch „nur“ aus dem elektronischen Interim ein kurzes Bach-Stück zu hören. Dieses Stück präsentierte spontan Alexander Nebe, der sich aus Werben bei Pegau mit auf die Wanderung begeben hatte und an diesem Tag auch seinen 13. Geburtstag feierte. Applaus für den jungen Tastenkünstler, der schon als 6-jähriger am Klavier saß und dann folgte die Rückkehr nach Markranstädt. Der Zeitplan konnte zwar nicht eingehalten werden. Gestört hat dies wohl niemanden, denn es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Großes Lob für die Organisation, für Kantor Lehmann, Frau Buchmann und alle im Hintergrund, die für das leibliche Wohl der Teilnehmer sorgten, Frau Fiebig, die uns in Lausen mit Wissenswertem über die Kirche versorgte und folgend in eine Warnweste gehüllt die leuchtende Schlussläuferin gab und auch Frau Pataki im Pfarrbüro. Fortsetzung so oder in ähnlicher Form unbedingt erwünscht.
Fotos: Thomas Ufert, Leipzig
gemeinsamer musikalischer Tour-Start mit «Wie lieblich ist der Maien», Kantor Lehmann an der kleinen Orgel
danach gab Markranstädts Stadtchronistin Hanna Kämmer eine Ahnung vom harten Leben in Quesitz nach der Völkerschlacht